Bericht: 3. Panafrikanismus Kongress 2011

München, den 5. Dezember 2011

 

 

Bericht über den 3. Panafrikanismus-Kongress München

 Von Uche Akpulu & Hamado Dipama im Namen des Organisationsteams 

 

Schreibt die eigene Geschichte! 

 

Am 28. und 29.10.2011  fand der 3. Panafrikanismus Kongress, der unter dem Leitmotiv „Renaissance des Panafrikanismus“ stand, in München statt.

Der Kongress appelliert an ein stärkeres Engagement für eine unverzügliche Veränderung der Unrechtsituation in den Ländern Afrikas und verurteilt einstimmig die imperialistische Aggression in Libyen, sowie die Massaker an Schwarzen von den so genannten Aufständischen. Der Kongress fordert den Westen auf, die Schein-Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika einzustellen.

 

Mit über 600 TeilnehmerInnen an beiden Tagen, startete der Kongress am Freitag mit einer Pressekonferenz. Den Fragen der Presse stellten sich Hamado Dipama und Uche Akpulu vom Arbeitskreis Panafrikanismus München, der Ehrengast Herr Guy Patrice-Lumumba aus Frankreich und die ReferentInnen, Frau Aissa Halidou aus Hamburg, Herr Dr. Oumar Mariko aus Mali und Herr Aziz Salmone Fall aus Kanada und die ModeratorInnen Frau Sarah Bergh und Dr. Paul Mayonga. 

 

Kurz nach 13 Uhr wurde der Kongress offiziell eröffnet. Die beiden ModeratorInnen stellten das Programm vor und baten Frau Nükhet Kivran, Vorsitzende des Ausländerbeirats der LH München, um das Begrüßungswort des Beirates aufs  Podium. Anschließend hielt Herr Dipama, Vorsitzender des AKPM, seine Begrüßungsrede, in dem er im Namen des Organisationsteams die Gäste willkommen hieß. Er bedankte sich bei der Stadt München, den Kooperationspartnern und UnterstützerInnen für die Ermöglichung des Kongresses. Herr Dipama kritisierte das System der Abschottung Europas von dem einige Delegationen aus den Ländern Afrikas ganz aktuell betroffen waren. Sie erhielten für die Teilnnahme am Kongress kein Visum. Er wünschte eine anregende Debatte und Ergebnisse, die das Anliegen des Kongresses voranbringen.

Eine kurze Musikpause mit zwei Liedern für Patrice Lumumba, vom in München lebenden Musiker Herr Tola Oshumare, folgten.

 

Frau Marianne Balle aus Berlin-Brandenburg, als erstklassiger Ersatz für den erkrankten Vertreter der Afrikanische Union, Herrn Cheikh Niang, wurde auf das Podium gebeten, um ihren Vortrag „Koordination und Integration der 6ten Region Afrikas (der Diaspora) in der AU - Welche Perspektiven?“ vorzutragen. Frau Ballé hat mit Humor die methodische Arbeitsvorgehensweise der AU kritisiert und forderte ein Mitspracherecht der Diaspora in der AU und eine gemeinsame Sprache als Basis für ein besseres multinationales Zusammenleben.

 

Nach dem Vortrag von Frau Marianne Ballé hielt Herr Sanou Mbaye aus Senegal seinen Vortrag zu „Direktinvestitionen in Afrika: Die Rolle der Diaspora!“. Laut Herrn Mbaye ist die afrikanische Diaspora mit über 40 Milliarden Dollar jährlich der Geldgeber N°1 des Kontinents und bestätigt dadurch die Legitimation der Forderung nach einem Mitspracherecht. Als Ökonom bewies er, dass der erzwungene Wechselkurs der Währung Franc CFA oder z.B. auch eine Abwertung des CFA, die allein von Frankreich festgelegt wird, unvereinbar mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Länder Afrikas ist. Daher fordert er einen nicht-konvertierbaren Francs CFA. Er beendete seine Rede mit dem Vorschlag, eine Investment-Bank der Diaspora zu gründen.

 

Frau Stadträtin Dr. Ingrid Anker, die als Vertreterin des Schirmherrn Herr Christian Ude, Oberbürgermeister der Landhauptstadt München, sprach nun das Grußwort der Stadt München. Frau Dr. Anker äußerte sich sehr begeistert darüber, was der AKPM alle zwei Jahre in München auf die Beine stellt und richtete die Zusage weiterer Unterstützung der Stadt München aus. Sie lobte, dass die Rolle der Frauen beim Kongress gewürdigt wurde.

 

Danach hielt Herr Jules Souleymane Diop aus Kanada seinen Vortrag: „Die panafrikanischen Anforderungen an die Afrikanische Union für die nächsten 50 Jahre“. Herr Diop stellte die historischen Erfahrungen der Afrikaner und der Menschen afrikanischer Herkunft dar. Es sei wichtig, zu wissen wo man herkomme, um zu wissen, wo man hinginge. Er forderte im Gegensatz zu Herr Mbaye ein Ende der Kolonialwährung "CFA".

 

Eine offene Podiums-Diskussion zu den Themen der ersten Vorträge mit  Frau Balle, Herrn Mbaye und Herrn Diop mit dem Moderator Dr. Mayonga folgte. Viele Fragen, die zu einer interessanten Diskussion führten, wurden aus dem Publikum gestellt.

 

Themenblock 2 startete mit einem Vortrag von Arne Schneider zur „Präsenz des Goethe Institutes in Afrika, Bilanz und Perspektiven“. Herr Schneider zeigte, wie wichtig dem Goethe Institut die kulturelle Zusammenarbeit mit den Ländern Afrikas ist und plädierte für weitere Unterstützung der eigenen Kulturen afrikanischer Länder.  

 

Als nächstes folgte Frau Aissa Halidou aus Hamburg mit ihrem Vortrag  „Internationale Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika: Quo vadis?“. Sie bewies, dass es keine ehrliche internationale Entwicklungszusammenarbeit in Afrika gibt und sagt: „Entwicklungshilfe: Nein Danke! Reparationszahlung: Ja!“

Ihr Vortrag erhielt viel Applaus und abschließend lange Standing Ovations.

 

Uche Akpulu vom Vorstand des AKPM, wurde danach auf das Podium gebeten, um seinen Vortrag zu „Europa und die Fluchtbewegungen Afrikas“ zu halten. Herr Akpulu kritisierte die Kriminalisierung der Flüchtlinge durch diskriminierende Sondergesetze und die Flüchtlings-Abwehrmaßnahmen in Europa. Er appellierte an eine menschenwürdige Migrations- und Asylpolitik und ein Einstellen der  Abschiebungen. 

 

Zwei geplante, parallel laufenden Workshops wurden aus Zeitgründen in eine Podiumsdiskussion umgewandelt, das hatte auch den Vorteil, dass alle beide Referenten erleben konnten. Die Diskussionsrunde mit den Referenten der Workshops, Frau Dr. Pierrette Herzberger-Fofana aus Erlangen und Herr Remi Tchokothe aus Bayreuth, fand im lebendigen Austausch mit dem Publikum statt.

 

Nach einer kurzen Pause wurde der Film „Tod in der Zelle“ über rassistische Gewalt in deutscher Staatsgewalt gezeigt, anschließend fand die Podiumsdiskussion mit Herrn Mouctar Bah und Herrn Abraham von der "Initiative in Gedenken an Oury Jalloh" statt. Da das Publikum von dem Film sehr betroffen war, entstand eine spannende Diskussion zum Thema Rassismus.

Gegen 21:30h wurde die Tagung beendet, aber die Unterhaltung ging mit über 100 Kongressteilnehmern, u.a. dem Ehrengast und ReferentInnen, mit musikalischem Rahmen bis um 2 Uhr morgens in der Dachauer Straße 20 weiter

 

Am Samstag den 29.10.2011 um 11.20 Uhr wurde der zweite Kongresstag mit dem Vortrag „Der Fall Lumumba und die Situation der Demokratischen Republik Kongo“ von Phillipe Yangala aus Frankfurt eröffnet. Herr Yangala erzählte über das Leben und die Errungenschaften Lumumbas, aber auch von der Ermordung Lumumbas. Er stellte mit Bildern die Situation Kongos, 50 Jahre nach der Ermordung Lumumbas dar. Nach über 20 Jahren hier in Deutschland im Exil plane Yalanga, nach Kongo zurückzukehren, um dazu beizutragen, die Idee des Panafrikanismus dort umzusetzen. 

 

Um ca.12 Uhr hielt der Ehrengast und Sohn von Lumumba, Guy P. Lumumba, seine Rede. Er bedankte sich für die Organisation des Kongresses und die Ehrung seines Vaters und die Gelegenheit, nun bei diesem Kongress den Sohn des damaligen Botschafters von Kongo in Ägypten, der von Lumumba nominiert worden war, kennenlernen zu dürfen. Guy P. Lumumba hält die Renaissance des Panafrikanismus für sehr wichtig und plädierte dafür, die Internationale Solidarität aufrecht zu erhalten.

 

Nach einer Mittagspause wurde der Film „Mord in Kolonial Stil“ von Thomas Giefer über die Ermordung Patrice Lumumbas gezeigt. Nach dem Film wurden Herr Giefer, Herr Lumumba und Herr Yangala auf das Podium gerufen. Aufgrund des bewegenden Films und der Anwesenheit von Guy Lumumba entstanden viele emotionale und anregende Diskussionen mit dem Publikum.

 

Um die emotionale Situation ein Stück weit zu beruhigen, wurde nach der Diskussion eine Musikpause mit Didier Awadi, Polit-Hip-Hop Star aus dem Senegal und seinem Gitarristen Tibass angekündigt, die das Publikum mit den bewegenden Texten und dem Rhythmus sehr begeistert haben.

 

Anschließend rundete die Referentin Frau Affiong L. Affiong aus Ghana die Tagung mit ihrem Vortrag „Perspektiven und Herausforderung der Panafrikanismus Renaissance“ ab. Sehr eindringlich appellierte sie für mehr Engagement, Mobilisierung und Selbstorganisation für eine positive Veränderung der Situationen der Länder Afrikas und für ein Ende des Imperialismus. Die fehlende Partizipation der AfrikanerInnen und Menschen afrikanischer Herkunft für unsere gemeinsamen Ziele, sei Teil des Problems. Jede Generation sollte ihre eigene Mission haben, so Frau Affiong. 

 

Fr. Odile Tobner aus Frankreich, erklärte in ihrem Vortrag „Die nordafrikanischen Revolutionen im Frühjahr 2011“ die Lage der nordafrikanischen Revolutionen und wünschte sich von dem AKPM, einen Gastredner aus Nordafrika zum nächsten Kongress einzuladen. Laut Frau Tobner sei das jetzige neokolonialistische Ziel, Afrika wieder einmal zu teilen, nämlich auf Betreiben Sarkozys durch die Durchsetzung einer sogenannten Mittelmeer-Union. Diese sei u.a. der Grund für die Angriffe und das militärische Eingreifen des Westens in Libyen gewesen.

 

Darauf folgt Herr Dr. Oumar Mariko aus Mali mit seinem Vortrag „Multilaterale Kooperation der Länder Afrikas als Instrument des Panafrikanismus“. Dr. Mariko, der aktiv in der Internationalen Linksbewegung tätig ist, kritisiert die Internationalen Sozialisten, die die gleiche Handlungsweise und Zusammenarbeit mit Diktaturen aufnehmen würden wie die Rechten, wenn sie an die Macht gelangten. Nur die Interessen ihres eigenen Landes zählten, so der langjährige Abgeordnete des malischen Parlaments. Er schlug vor, eine Gegenkraft zur AU zu bilden. Diese solle von den Völkern getragen werden.

 

Als vorletzter Redner hielt Samson Mande aus Schweden, der als Ersatzredner für Herrn Bob Brown eingeladen wurde, seinen Vortrag „Ausländische militärische Eingriffe in Afrika: Problem oder Lösung?“. Herr Mande verurteilt die militärischen Angriffe der NATO und anderen ausländischen Kräften in Afrika und forderte die wahre Autonomie der Länder Afrikas zu respektieren. 

 

Um ca. 19 Uhr wurde der letzte Redner, Herr Aziz Fall, aus Kanada für seinen Vortrag „Hin zu einer Panafrikanistischen und Internationalistischen Strategie für das 21. Jahrhundert: Das Konzept der Panafricentrage“ ans Pult gerufen. Herr Fall zeigte, wie unverantwortlich die AU ist, und sich nicht für die Interessen der Menschen in Afrika einsetzten. Er forderte eine kollektive Autonomie und eine zentralisierte Regierung Afrikas. Die männliche Mentalität muss geändert werden, um den Platz der Frauen in der Gesellschaft wieder anzuerkennen, so Professor Fall.

Mit stehenden Ovationen endete er sein Vortrag mit dem Satz: „Gemeinsam mit den Internationalisten, können wir Afrika ändern.“

 

Anschließend fand eine Podiumsdebatte des Themenblocks 4 mit den ReferentInnen dieses Blocks statt.

 

Der 3. Panafrikanismuskongress wurde mit einer Danksagung von Herrn Dipama an alle Gäste und Teilnehmer beschlossen. Er versprach, eine Resolution zu den Erkenntnissen des Kongresses in einer Arbeitsgruppe zu erarbeiten. Abschließend gaben der Polit-Hip-Hop Star aus Senegal, Didier Awadi und sein Bandmitglied Tibass, ein mitreissendes Konzert.

 

Da der Saal im Goethe-Forum bis 22:00 verlassen werden musste, konnte der Film „Le point de vue de lion“ von Didier Awadi nicht mehr gezeigt werden.

Der Kongress ging in der Dachauer Straße 36 mit musikalischem Rahmen weiter, wo sich über 120 Kongressteilnehmer noch lange miteinander austauschten.

 

Fotos des Kongresses finden Sie unter:

http://www.panafrikanismusforum.net/id-3-panafrikanismus-kongress-muenchen-2011.html

 

Video Dokumentation des Kongresses finden Sie unter:

http://www.panafrikanismusforum.net/video-dokumentation.html

 

Herzlichen Dank an:

Herr Christian Ude Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München für die Schirmherrschaft.

Kulturreferat der Landeshauptstadt München, für die finanzielle Förderung.

Die Kooperationspartner:

Afrikanisches Begegnungszentrum e.V. (ABeZe), Katholischer Fonds, Ausländerbeirat der LH München, Petra Kelly Stiftung, Kurt Eisner Verein-Rosa-Luxemburg-Stiftung , Hilfe von Mensch zu Mensch e.V., Netzwerk München e.V.

 

 

Die UnterstützerInnen:

Bayerischer Flüchtlingsrat, Reiseservice Sacco, Karawane München, Senegalesische Vereinigung im Lande Hessen e.V., Pan-African Women's Empowerment and Liberation Organization (PAWLO-Germany) e.V., Radio Afrika Stuttgart.

 

Dankeschön an:

Marianne Ballé, Rita Nnavvuga, Christina Eder, Patricia Müller, Huang Dang Vu, Barbara Hartmann, Moritz van Gunsteren, Mattias Wright, Andrea Engl, Sylvia Eibl, Senfo Tonkam, Claudia Walter, Tobias Klaus, Alexander Thal, Solène Dengler, Maria Virginia Romero Gonzalez, Herrad Meese, Irmgard Deschler, Astrid Blaschke, Brice Diogni, Maria Mutzel, Ina Krauss, Claudia Gessl, Hans-Georg Eberl, Orhan Akman, Ambali Bamgbola, Veto Va Veto, Kateryna Kudin, Regina Veronika, Manga Ndiagne, Anke Müller, Elisabeth Sperrer, Louisa Sperrer.

 

Organisationsteam:

Uche Akpulu, Badara Diop, Modupe Laja, Sarah Mara, Mathilda Legitimus-Schleicher, Ibrahima Camara, Dr. Paul Mayonga, Sarah Bergh, Albert Osei Wusu, David Adu Boahene, Frau Boahene, Yoda Safiyana, Jacob Kientega, Sunny Ebilueye, Dialiha Samaké, Mamah Idowou, Nadja Ofuatey-Rahal, Yared Tesfaye, Dan-Nitse Touré, Ebou Jassey, Pius Orimolade, Coulibaly Amadou, Lydie Seuleu, Valentine Vincent, Benson Bature, Bobby Williams Agu, Sawadogo Moussa, Kientenga Jean Baptiste, Samson Getachew, Moussa Sawadogo, Mourade Taysire und Hamado Dipama.