Pressemitteilung

München, 27. März 2012

 

Umbenennung vom Straßen in den Stadtbezirken 13 und 15 bzw. Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte.

 

Der Arbeitskreis Panafrikanismus München begrüßt ausdrücklich den Beschluss des Ausländerbeirats München zur Straßenumbenennung und fordert die Verantwortlichen der Stadt München auf, diesen Beschluss ernsthaft zu behandeln und umzusetzen.

 

Mit Anwesenheit von Vertreterinnen und Vertretern der afrikanischen Gemeinde in München hat der Ausländerbeirat der LH gestern, am 26. März 2012, im Münchner Rathaus während seiner Vollversammlung u.a. einen Antrag zur Straßenumbenennung im sog. Münchner Kolonialviertel einstimmig beschlossen.

Der Ausländerbeirat fordert den Oberbürgermeister und der Stadtrat der Landeshauptstadt auf, sich dafür einzusetzen, dass folgende Straßennamen umbenannt werden:

 

In Bogenhausen (Stadtbezirk 13) :

Wißmannstraße, Dominikstraße, Bennigsenstraße, Leutweinstraße, Lüderitzstraße

 

In Trudering-Riem (Stadtbezirk 15):

Von-Gravenreuth-Straße, Von-Erckert-Straße, Von-Erckert-Platz, Von-Heydebreck-Straße.

 

Weiterhin sollen auch die  folgenden Straßen umbenannt werden, da sie Orte benennen, wo Massaker stattgefunden haben: Groß-Nabas-Straße, Swakopmunder Straße, Taku-Fort-Straße.

Als Begründung betonen die Mitglieder des Beirates: “Die Stadt München soll als u.a. Mitglied der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus Abstand nehmen von Ehrungen von Persönlichkeiten, die die rassistische Kolonialideologie repräsentieren und Völkermord begangen haben.

Die Erläuterungstafeln die vom Stadtrat beschlossen wurden sagen zwar die Wahrheit, sind aber nicht ausreichend, sondern sollen dazu führen, dass diese Straßen unbenannt werden.

Mit oder ohne Erläuterungstafeln verdient kein Massenmörder einen Straßennamen.

Personennamen der neueren Geschichte sollen nur dann verwendet werden, wenn ihr Geschichtsbild nach Persönlichkeit, Verhalten und Nachwirkung abgeklärt ist und überwiegend positiv bewertet wird.“

 

Wir gehen davon aus, dass der jetzige Stadtrat unseres weltoffenen München sich von den Taten und Symbolen ihrer Vorgänger der 30er und 40er Jahre distanziert und bereit ist, einige damalige Irrtümer zu korrigieren“, so Hamado Dipama vom Arbeitskreis Panafrikanismus München.

 

Er fügt hinzu, dass man die Namen kolonialer Gräueltäter in den Geschichts- und Schulbüchern deutlicher darstellen sollte, um die Vergangenheit nicht zu vergessen, anstatt sie mit Straßennamen zu würdigen. Die Straßen sollten besser umbenannt werden nach Opfern rassistischer Gewalt in Deutschland.

AKPM e.V.

Kontakt: Siehe Oben!

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Der Arbeitskreis Panafrikanismus München e.V. steht für die Förderung der Völkerverständigung und ist ein Forum für soziale, kulturelle und gesellschaftspolitische (intellektuelle) Interaktionen unter Menschen afrikanischer Herkunft, der afrikanischen Diaspora, und Deutschen bzw. Menschen anderer Nationen. Durch Beratung und Unterstützung zu Integrationsfragen, Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen, Veranstaltungen agiert der Verein als Interessenvertretung von Menschen afrikanischer Herkunft.

 

 

Panafrikanismus (Kurzbeschreibung)

 

Die Selbstwahrnehmung der Menschen Afrikas als Angehörige einer Gruppe entstand vor allem durch die geteilten, leidvollen Erfahrungen der Sklaverei, des Kolonialismus, des Rassismus und unzähliger Diskriminierungen des Lebens in der Diaspora. Aufgrund der erfahrenen Entmündigung und der Brutalität durch Rassismus und Kolonialismus entstand eine Sehnsucht nach Freiheit und Würde, die zu einem geänderten Bewusstsein und einer neue Selbstwahrnehmung führte. Auf dieser Basis entstand der Panafrikanismus als Protestbewegung bereits im 17. Jahrhundert unter Intellektuellen Frauen und Männern der afrikanischen Diaspora bzw. in den USA und der Karibik. In diesem Sinne ist der Panafrikanismus bis heute sowohl gesellschaftspolitische Weltanschauung, Moralphilosophie und Bewegung, die von Menschen aus Afrika und mit afrikanischer Herkunft getragen wird und in der sie sich als Teil einer globalen afrikanischen Gemeinschaft sehen.

 

Mehr über Panafrikanismus: http://www.panafrikanismusforum.net/panafrikanismus-rel