Vortrag von Hamado & Uche in Karlsruhe

Panafrikanismus Tag in Karlsruhe 24.04.2010

Vortrag

Theme 1

Afrika Bild in europäischen Medien, ist es veränderbar, wenn Afrika sich nicht ändert?

1 Was für ein Bild zeichnen die europäischen Medien von Afrika?

Nur ein paar Beispiele:

- Kontinent der Kriege
- Armer Kontinent
- Kontinent der Krankheiten
- Bootsflüchtlinge
- Unwissenheit
- Der von Entwicklungshilfe abhängige Kontinent
- Der exotische Kontinent durch seine Wilde Tiere, Sonnenuntergang...
…......

- Der Kontinent der Kriege:

Natürlich gibt es immer wieder Kriege oder Unruhen irgendwo in Afrika, wie z. B. im Kongo, im Sudan, in Somalia usw.  Aber Afrika hat 54 Länder, in denen die meisten keinen Krieg kennen oder in denen schon lange kein Krieg mehr war, dennoch wird der gesamte Kontinent als ein Krieggebiet dargestellt. Der Punkt ist, dass wir sowieso keinen Krieg in gar keinem Land wollen. Die Frage ist: Wie sind die meisten Kriege oder Unruhe entstanden? Das Wichtigste ist, zu wissen, was die Ursachen der Kriege sind, damit man sie bekämpfen kann, aber das interessiert die europäischen  Medien oft nicht.

Oder die Ursachen werden irgendwie verkürzt, zusammenhangslos und verharmlosend dargestellt, so dass man sich am nächsten Tag durch die konfuse Erzählweise kaum noch an die Gründe erinnern kann.  (Beispiel !!!!)

Aber warum ist das so?

Die Massenmedien berichten nicht, worum es in vielen Konflikten wirklich geht, weil das die westliche Gesellschaft moralisch erschüttern würde. Es wird Krieg geführt, damit ihre Industrie weiter produzieren kann, damit ihre Waffen weiter verkauft werden, damit ihre Bevölkerung zur Arbeit gehen kann, damit ihre Bevölkerung zufrieden bleibt. So verhindert man Unruhe bei sich, damit man weiter regieren kann, oder um im kleinen Kreis z. B. der G8 die Welt weiter zu regieren. Es wird kaum berichtet, dass es Kindersoldaten im Kongo geben muss, damit die Kinder hier Handys tragen können. Die Hutu und Tutsi haben nicht ohne Grund gegeneinander gekämpft, aber es wird nicht über die Mitverantwortung der Franzosen, der Belgier und der Uno geredet.

Die Massenmedien berichten über manche Kriegsgründe erst, wenn diese bereits zur Geschichte gehören und keinen Einfluss mehr auf das heutige Geschehen haben.    

Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Teil des Afrikabildes (als das Kriegsgebiet der Erde) in den europäischen Medien nicht geändert werden kann, solange wir Afrikaner, die richtige Autonomie für unsere Länder nicht schaffen und solange wir noch manipulierbar sind.


Armer Kontinent

Jeder weiß, dass der Begriff nicht stimmt, weil Afrika nicht arm ist sondern verarmt. Wir haben einen Kontinent, der alles hat für das Wohlergehen seiner gesamten Bevölkerung. Öl ist genügend vorhanden in vielen Ländern Afrikas. Ein Land wie Nigeria ist sechstgrößter Öl-Produzent weltweit. 60% des Kaffees weltweit werden in Afrika produziert, 70% des Kakaos, fast 60% des Goldes, 90 % Kobalts, über 50 % des Phosphats, über 40 % des Platins, sowie das heute so wichtige Coltan, ohne das kein Handy oder Laptop funktioniert und das fast nur im Kongo zu finden ist. Die Liste ist lang.
Wie können wir darauf reagieren, wenn die westlichen Medien Afrika als den Hungerkontinent bezeichnen, wenn trotz die Liste der Reichtümer, die meisten der Afrikaner mit weniger als 2 Dollar pro Tag überleben müssen? Wenn sogar Kinder wegen Unterernährung sterben müssen?  Oder wenn viele Jugendlichen nach ihrem Studienabschluss verdammt sind nichts zu tun, trotz vieler Diplome. Es wird kaum in den Massenmedien berichtet, dass eine Minderheit, die die Länder Afrikas regiert oder die mit den Regierungen zu tun haben, ein luxuriöses und vielfach besseres Leben lebt, als die Reichen in Europa.

Wir brauchen diese negativen Bilder von unserem Kontinent nicht bekämpfen, sondern wir müssen uns engagieren und handeln, egal wo wir sind, damit wir eine verantwortungsvolle Regierungsführung für unsre Länder schaffen.

In einem rohstoffarmen Binnenland, wie Burkina Faso, hat Thomas Sankara nur in 4 Jahre bewiesen, dass es möglich ist, in unseren Ländern ein guten Lebensstandard zu schaffen. Burkina Faso hatte die Nahrungsmittel-Autonomie erreicht, Epidemien waren durch ein besseres Gesundheitssystem erfolgreich bekämpft worden, Analphabetismus war durch ein bessere Schulsystem reduziert worden etc. in einem Wort, wir haben in 4 Jahre ein neues Lebensgefühl und Selbst-Bewusstsein geschaffen.

Ich wollte mit diesem Beispiel nur zeigen, dass wenn ein Binnenland wie Burkina Faso so etwas schaffen kann, was wäre mit den anderen Ländern, die schon alles haben?
Liebe Schwestern und Brüder, es ist Zeit, dass wir uns engagieren für ein besseres Afrika.
    
Der Kontinent der Krankheiten


Eine weitere schreckliche Bezeichnung unseres Kontinents.
Bilder von Blähbäuchen, von durch Krankheiten ausgemergelten Menschen, von Menschen, die an Krankheiten leiden, die in Europa schon seit Jahrzehnten durch Impfungen und Medikamente praktisch ausgerottet oder gut zu behandeln sind – bestimmen einen weiteren Aspekt vieler Berichterstattungen.
Aber warum gibt es so viele kranke Menschen in Afrika und welche Schüsse ziehen die Rezipienten aus diesen Bildern?  Viele Menschen denken, dass Afrika ein Herd von Krankheit und Seuchen ist, dass nichts hilft – denn die Bilder bleiben ja immer die gleichen.

Die meisten Krankheiten stammen aber nicht aus Afrika, die unterschiedlichen Epidemien, die jährlich zahlreichen Männer, Frauen und Kinder ums Leben bringen, wie z. B. AIDS, das aus zahlreichen Kindern Waisen macht. Wie kommt es zu diesen Krankheiten, warum wurden sie nicht sofort bekämpft und warum schaffen wir es bis jetzt nicht, sie zu stoppen?

Einerseits sind wir der Spielball der internationalen Pharmaindustrie. Schauen wir einfach mal in die Apotheken: viele Zutaten von Medikamenten findet man in Afrika.
Leider ist es so, dass dort, wo wenige Krankheiten sind, viele Medikamente liegen und dort wo die Krankheiten sind, keine Medikamente zur Verfügung stehen.

Dort wo Geld ist sind die Medikamente – und das Geld ist nicht unbedingt dort wo die Kranken Menschen sind. Leider ist die Pharmaindustrie ebenso profitorientiert wie jedes wirtschaftliche Unternehmen – und in Afrika liegt die Kaufkraft nicht bei den Kranken.  

Wir haben doch genügend Labore, Doktoren und Pflegekräfte, die normalerweise in die Lage sein sollten ihre Bevölkerung zu versorgen und die Krankheiten zu bekämpfen aber weil sie mit ihrem Lohn nicht leben können, emigrieren sie überall auf der Welt außerhalb ihres Kontinents. Wir müssen Druck auf unsere Regierungen ausüben, damit sie ihre Pflicht der Sicherstellung einer  medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung wahrnehmen. Anders können wir nicht erreichen, dass man diese Bilder hier nicht mehr zeigt.


Bootsflüchtlingen
Wir sehen fast jeden Tag in den Medien Flüchtlingsdramen im Atlantik, im Mittelmeer, in Ceuta, und Melilla etc. Ich denke nicht, dass diese Bilder inszeniert sind.
In diesem Jahrzehnte verliert Afrika über 6000 Jugendliche im Meer.
Die jungen Afrikaner, die diesen Weg nehmen, wissen, dass sie ihr Leben riskieren, aber warum versuchen sie es trotzdem? Die Gründe brauch ich nicht sagen, das wissen sie schon:  
In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (Art. 13 § 2)  steht:  Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren.

Diese Recht genießen die Europäer oder die westliche Bevölkerung. Sie können nach Afrika oder anderswohin reisen, wie und wann sie wollen. Zahlreiche Europäer leben und arbeiten  in Afrika ohne Aufenthaltsgenehmigung. Sie werden nicht abgeschoben, nicht schikaniert, und werden sogar gar nicht gefragt oder kontrolliert. Aber wenn es um Afrikaner geht, die nach Europa gehen wollen, wird das in Europa als sehr bedrohlich wahrgenommen. Diejenigen die es geschafft haben, wie wir, wissen, wie unerwünscht wir hier sind.
Wie viele Millionen Euro stecken die Länder der EU in ihr Grenzschutzsystem sowie Frontex gegen die afrikanischen Immigranten?
Die  Ausreise nach Europa wird zum Verbrechen.
Es ist sehr schmerzlich in den Medien zu sehen, wie die Leichen von unseren Schwestern und Brüder immer wieder im Meer schwimmen aber was haben wir diesen Bildern zu entgegnen?
Wir müssen Druck auf unsere verantwortungslosen Regierungen und Machthaber ausüben, damit sie etwas gegen die Gründe der Menschen unternehmen, wegen denen sie ihre Heimat und Familien verlassen.

Unwissenheit
Trotzdem wir viele Ingenieuren, Wissenschaftler, Professoren, Doktoren, Technokraten...haben, nutzen wir verfügbare Technologien in unseren Ländern in allen Bereich kaum, weil die Regierungen das Kolonialsystem weiterführen.
Der Kolonialmentalität: Alles was wir haben ist schlecht. Gute Sachen muss man von Europa und Asien importieren. Und man bemüht sich nicht kreativ zu sein, die eignen Ressourcen technologisch zu entwickeln. Ein Bereich wie Solartechnik wird in den Ländern Europas sehr gefördert, obwohl sie nur 4 Monate im Jahr Sonne haben. Und was machen wir in Afrika? Wir verbieten sogar den Bau von Solaranlagen in großen Städten wie Ouagadougou, wegen Monopolen, und wollen sogar europäischen Firmen Flächen von vielen Hektar Land in der Sahara geben, damit sie ihre Solaranlagen bauen können, um den Strom nach Europa zu bringen. Gleichzeitig leidet fast jede Stadt in Afrika an ständigen Stromausfällen. Was kann man noch sagen!


Von Entwicklungshilfe abhängig

Es ist schon längst bewiesen, dass Afrika keine Forschritt gemacht hat durch westliche Entwicklungsgelder. Es ist vielmehr bekannt, dass Entwicklungshilfe die Korruption fördert und dazu beiträgt Afrika auf einem „Bettlerniveau“ zu halten. Milliarden Dollar werden jährlich nach Afrika geschickt, und in den Massenmedien wird von jedem G8 oder G10 bereichtet, ohne dass man vor Ort ein Minimum an Veränderung oder Verbesserung sieht.

Es ist aber auch bekannt, dass diese Gelder in die westlichen Banken, Konzerne, Firmen zurück fließen.
2007 hat die Europäische Union viele Millionen Euro als eine Budgethilfe an die kenianische  Regierung überweisen und zwar einen Tag nach den dortigen Präsidentschaftswahlen, obwohl die internationale Wahlkommission den Wahlbetrug anerkennt. Die Realität ist, dass eine verantwortungsvolle Regierung, die etwas für ihre Bevölkerung tun will, keine so genannte Entwicklungshilfe erhält.
Ein Beispiel ist, wie ich oben erwähnt habe, der Erfolg von Thomas Sankara, den er ganz ohne Entwicklungshilfegelder geschafft hat. Beispielhaft für die Funktionsweise europäischer Entwicklungshilfe ist auch, dass, als Thomas Sankara in Europa für den Bau seiner Eisenbahn geworben hat, er keine Unterstützung erhalten hat, weil klar war, dass er den Auftrag an ein burkinisches Unternehmen und nicht an ein europäisches Unternehmen vergeben würde.

In diesem Punkt können wir natürlich dem Bild europäischen Medien vom „entwicklungshilfeabhängigen Afrika“ entgegenwirken, indem wir mitteilen, dass Afrika keine Hilfe braucht. Wir brauchen nur verantwortungsvolle Regierungen, die unsere zahlreichen Ressourcen für die Bevölkerung nutzbar machen.

Der exotische Kontinent
Zu diesem Punkt kann man nur sagen, dass solche Bilder präsentiert werden, weil sie sich nur für das Exotische an Afrika interessieren. Neugierig reisen sie zu Fremden Landschaften, Tieren und Kulturen ohne sich wirklich für die Menschen und ihre Problem, ihr alltägliches Leben zu interessieren. Sie möchten das Andere, Gegensätzliche erleben  – oft eine Zeitreise machen. Ausbrechen aus Ihrem Alltag und sich durch das exotisch Andres ablenken und inspirieren lassen, ohne das Andere als Gegenüber anzuerkennen, mit dem man sich auf gleiche Augenhöhe austauschen kann und das man versuchen kann zu verstehen, denn dann wäre es ja nicht mehr fremd und exotisch. Sie sehen das Andere, in das sie ihre Wünsche und Sehnsüchte aber auch Ängste projizieren können – genau da schwingt die Gefahr des Rassismus mit.  
Auch das Afrikabild, das in Schulen vermittelt wird, ist oft von diesem Exotismus geprägt, das von  wilden Tiere und „Eingeborenen“ oder „Naturvölkern“ mit „Naturreligionen“ sprechen. Hier muss ich nicht erklären, warum diese Begriffe rassistisch sind.
Hier können wir nur an die Medien appellieren, unsere Landschaft und Tiere weiterhin so „schön“ darzustellen, aber uns als Menschen auch erst zu nehmen.